Die Schützenkompanie Gries kann auf eine lange und ereignisreiche Geschichte zurückblicken. Bereits 1420 stellte Gries eine 100 Mann starke Truppe, die bei der Belagerung von Burg Greifenstein kämpfte. Auch in den darauffolgenden Jahrhunderten leisteten die Grieser Schützen bedeutende Einsätze: 1487 in der Schlacht bei Calliano, die die Grenze Tirols festlegte, 1504 bei der Belagerung von Kufstein und 1759 während der Übertragung der Reliquien des Seligen Heinrich von Bozen. Schon damals trugen die Schützen zu Ehren von Kaiserin Maria Luise die charakteristischen blauen Strümpfe.
1796 und 1797 verteidigten die Grieser Tirol gegen die Franzosen und hielten sie im Kampf um Lavis ein Jahr lang zurück. In der letzten „Schlacht bei Lavis“ am 2. Oktober 1797 fielen 40 Schützen aus Gries. Für ihren Mut erhielten sie zusammen mit anderen Kompanien aus der Umgebung Bozens mehrere Tapferkeitsmedaillen.
Der „Badlwirt von Gries“, Major Josef Eisenstecken, nach dem die heutige Kompanie benannt ist, war einer der engsten Vertrauten von Andreas Hofer. Bei seiner Beerdigung am 1. Mai 1827 erwiesen ihm die Grieser Schützen und ihre Musikkapelle die letzte Ehre.
Im Mai 1915 zog das Grieser Schützenbataillon ins Etschtal, um die Landesgrenze zu schützen. Es kämpfte bei Folgaria und Lavarone und war 1916 während der großen Maioffensive im Einsatz. Nach der Eingliederung Südtirols in Italien 1920 wurden die Schützen von den Faschisten verboten – ein Verbot, das bis 1958 andauerte.
Im Januar 1959 wurde die Schützenkompanie Gries von Josef Mair-Jenner, Heindl Lintner und Josef Pfeifer neu gegründet. Am 2. Februar 1959 wählten die Mitglieder die erste Kommandantschaft, zu der Hauptmann Josef Pfeifer und Oberleutnant Heindl Lintner gehörten. Bereits im Mai desselben Jahres nahm die Kompanie an Prozessionen und Umzügen in Gries und Meran teil. Da die historische Schützenfahne von 1700 im Bozner Museum aufbewahrt wurde, lieh sich die Kompanie für diese Anlässe die Fahne der Karneider.
Ein Höhepunkt des Jahres 1959 war die Teilnahme am Festzug in Innsbruck am 13. September, bei dem 150.000 Menschen den 150. Jahrestag der Tiroler Freiheitskämpfe feierten. Kurz darauf, am 4. Oktober, wurde die neue Schützenfahne der Kompanie geweiht, gestiftet von Fahnenpatin Frau Meni Obrist.
1961 wurde das Auftreten der Schützen in Südtirol erneut verboten, doch die Kompanie hielt unter Hauptmann Heindl Lintner an ihrer Tradition fest. Bei besonderen Anlässen, wie den Beerdigungen von Luis Amplatz (1964) und Fahnenpatin Meni Obrist (1968), traten die Schützen weiterhin in Tracht auf. Nach Aufhebung des Verbots im Jahr 1969 fanden Neuwahlen statt. In den folgenden Jahrzehnten prägten Hauptmänner wie Josef Pfeifer, Heindl Lintner, Hermann Pardatscher, Karl Rinner und Paul Bacher die Geschichte der Kompanie. Paul Bacher wurde 1993 für seine 18-jährige Amtszeit zum Ehrenhauptmann ernannt.
Am 20. Februar 1977 reisten die Grieser Schützen als erste Südtiroler Kompanie in voller Tracht und mit Fahne nach Mantua, um an Andreas Hofers Todestag zu gedenken. Der Bürgermeister von Mantua überreichte dem Hauptmann eine Statue des Hl. Antonius, deren Verbleib jedoch bis heute ungeklärt ist. Seitdem hat sich dieses Gedenken am 20. Februar zur Tradition entwickelt.
Die Grieser Schützen engagieren sich auch aktiv für die Gemeinschaft. Sie restaurierten Kirchen in Moritzing, St. Jakob im Sand und St. Georgen sowie sieben historische Fahnen, die seit 2005 im Schloss Maretsch ausgestellt sind. Zudem kümmerten sie sich um die Errichtung und Restaurierung von Wegkreuzen und Bildstöcken in Gries, Moritzing und St. Georgen. Der jährliche Seniorenabend im Grieser Kulturheim und die Unterstützung karitativer Projekte sind weitere Beispiele für ihr Engagement. Auch Kirchtage in Moritzing und Gries wurden wiederbelebt.
Seit 1993 verfügt die Kompanie über ein eigenes Schützenheim im ehemaligen Vereinshaus der freiwilligen Feuerwehr von Gries. Diese Räumlichkeiten bieten der Kompanie eine feste Basis, um ihre Vereinsarbeit zu organisieren, die Gemeinschaft zu stärken und die traditionellen Werte der Schützen zu bewahren und weiterzugeben.
Persönlichkeiten
Die Schützenkompanie Gries ehrt folgende Persönlichkeiten, die mit ihrer Geschichte eng verbunden sind:
- Josef Eisenstecken (1779–1827): Tiroler Freiheitskämpfer und k.k. Major
- Josef Mumelter-Möckl (1863–1937): k.k. Major und letzter deutscher Bürgermeister der Marktgemeinde Gries bei Bozen
- Luis Amplatz (1926–1964): Mitglied des BAS und Südtiroler Freiheitskämpfer
- Karl Mitterdorfer (1920–2017): Jagdpilot im Zweiten Weltkrieg (Luftwaffe der Wehrmacht), ehemaliger Landeskommandant der Südtiroler Schützen und italienischer Politiker
- Paul Bacher (1937–2023): Sportler und ehemaliger Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes
- Werner Neubauer (1956): Österreichischer Politiker (FPÖ), Buchautor, Publizist und Regisseur.